Jürgen Kruse
Niehuskamp 3
48739 Legden
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Wie sollen Hecken gepflegt werden?
Vorschläge für Richtlinien zur Pflege von Hecken im Landkreis Lüchow-Dannenberg
Ziel aller Pflegemaßnahmen müsste eine mehrreihig und ausreichend breite (mindestens 4 m),
altersgestufte, aus möglichst verschiedenen, standortgerechten Sträuchern bestehende Hecke mit
buchtiger Flanke sein, die an beiden Seiten eine Saumzone (je ca. 1 m) aufweist. Gehölzstreifen
sind naturnahe Linienstrukturen, die für die freie Landschaft nicht zu unterschätzende ökologische und ökonomische Funktionen haben (u.a.: Verhinderung von Klimaschäden, wie Wind- und Wassererosionen, Klimaausgleich, Erhaltung der Artenvielfalt, Regenerationsraum und
Lebensraum, Sonnenschutz, Bienenweide, Vernetzung von Lebensräumen, Luftreinhaltung,
Ertragssteigerung, Sicherung des Erholungswertes der Landschaft…).
Vielfach finden wir nur noch Baumreihen (häufig mit nur einzelnen Sträuchern) vor, die über
mehrere Jahre erst wieder in Hecken umgewandelt werden können. Die Auswahl der über 3 – 4
aufeinanderfolgende Jahre abzuholzenden Bäume wird am Schreibtisch –möglichst fotogestütztgeplant.
Dabei ist das anfallende Gestrüpp für den Umwandlungsprozess zu nutzen.
Die eigentliche Pflege der Hecke geschieht immer abschnittweise und planmäßig nach einer Begehung, bei der die Pflegeabschnitte möglichst mit Panoramafotos festgelegt werden. Die einzelnen Heckenzüge sollten mit Namen in einem Heckenbuch verwaltet werden. Eine
Heckenlinie von etwa 100 m ist in 5 -max. 20 m lange- Pflegeabschnitte einzuteilen.
Entsprechende Kennzeichnungen sollten in der Hecke angebracht werden. Die in der Hecke
gewollten Überhälter (3 bis max. 10 je 100 m) werden besonders gekennzeichnet. Hat die Hecke
etwa ein Alter von 10 Jahren erreicht, werden die Gehölze im ersten Pflegeabschnitt 20 cm über
dem Boden sauber und etwas schräg abgesägt. Da pro Jahr höchstens 20 % der Pflegeabschnitte
auf den Stock gesetzt werden, ergibt sich ein Durchpflegen des gesamten Heckenabschnitts
innerhalb von 5 Jahren (10. bis 14. Jahr), wobei die jährlichen Pflegeabschnitte in der Abfolge
nicht nebeneinander liegen (z.B.: 1. Jahr = 2. Abschnitt, 2. Jahr = 4. Abschnitt, 3. Jahr = 1.
Abschnitt, 4. Jahr = 3. Abschnitt, 5. Jahr = 5. Abschnitt). Bei dieser „20-%-Pflege“ wird eine
buchtige Heckensilhouette und eine gute Altersstufenvielfalt erzielt, die in Kombination mit einer anzustrebenden, standortgerechten Sträuchervielfalt zu einer geradezu sensationellen Artenvielfalt in der Hecke führen kann. Anschließend gibt es in dem durchgepflegten Heckenabschnitt 5 Jahre keinen Eingriff. Zum Schutz vor Wildverbiss werden die entstehenden Pflegelücken mit Gestrüpp geschützt. Größere Kahlstellen in der Hecke sollten im Frühjahr mit neuen Sträuchern bepflanzt und anschließend mit Gestrüpp eingehüllt werden.
In den zur Pflege anstehenden Abschnitten werden folgende Bäume und Sträucher von der Pflege ausgenommen:
a) die bereits gekennzeichneten Bäume (Überhälter) grundsätzlich,
b) Brombeergebüsche, weil eine Pflege völlig unnötig wäre,
c) Heckenrosen, damit sie sich voll entfalten können,
d) Pfaffenhütchen, denen ein Vorsprung gegeben werden soll.
Die Saumzonen bedürfen ebenfalls einer Pflege. Sie sind aber nur abschnittweise zu mähen,
jedoch niemals vor dem 15. Juli.
Hecken dürfen niemals maschinell verstümmelt oder durch einen Flankenschnitt in ihrer Funktion
beeinträchtigt werden (verheerender ästhetischer Eindruck, Zerstörung der ökologischen Heckenfunktion, keine Altersstufenvielfalt und Beschleunigung des Artensterbens, Windtunneleffekte durch „Hecken wie Mauern oder Spaliere“.
Hecken können ökologisch stark aufgewertet werden durch Lesesteinhaufen, Heckenholzrotten,
Feuchtstellen, Brombeerdickichte, Pulks von 10 bis 15 Nadelbäumen, Nistkästen und Heckenkompost (der das durch Saumzonenpflege anfallende Schnittgut ganz oder teilweise entsorgt).
Stand: 23.09.2006
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Literatur mit Hinweisen zur Heckenpflege:
Hermann Benjes, Die Vernetzung von Lebensräumen mit Benjeshecken, Natur & Umwelt-Verlag, 5. überarbeitete Auflage, Bonn 1998, besonders: Seite 83 bis 122.
Faltblätter etc.:
-Gehölzschnitt an Straßen, eine Information über Gehölzpflegearbeiten im Straßenbegleitgrün, Hrsg. Landschaftsverband Rheinland, Köln 1998.
-Hecken – wertvolle Bestandteile unserer Landschaft, Kreis Wesel, Untere Landschafsbehörde, Wesel 1994.
-Info 5 – Heckenschutzmerkblatt, Region Hannover, Fachbereich Umwelt, Hannover 2002.
-Landschaftsgerechte Heckenpflege, Stiftung Kulturlandpflege, Hannover 1999.
Weitere Quellen:
-Hecken für Niedersachsen, Broschüre von NABU Niedersachsen und Bioland Niedersachsen, Hannover und Visselhövede, o.J..
-Norbert Knauer, Ökologie und Landwirtschaft, Ulmer-Verlag, Stuttgart 1993 (u.a. Hecken der
Agrarlandschaft, Seite 96 bis 114).
-Hecken: Ökologische Funktion, Anpflanzung, Pflege und Erhaltung, LÖBF-Mitteilungen, Recklinghausen, Nr. 3/1995.
-Hecken und Böschungsgehölze, Bodenerosion, Heft 21 der Wilhelm-Münker-Stiftung,Siegen 1989.
–Landschaftselemente in der Agrarstruktur, Entstehung, Neuanlage und Erhalt, Deutscher Verband für Landschaftspflege, Ansbach 2007.
Anlage: Pflege-Schema – 3 –